Time-Out und Rückführung

Im Verlauf unserer Arbeit als Kinder- und Jugendlichentherapeuten und als Familientherapeuten haben wir festgestellt, dass man auch stark eskalierte Situationen in Familien analysieren und verstehen kann. Nicht nur das, man kann sie auch zum Positiven verändern. Voraussetzung ist allerdings, dass vor allem die Eltern den Wunsch haben, dass Kind/den Jugendlichen in der Familie zu behalten bzw. in die Familie zurückzuholen. Eine Fremdunterbringung auf Dauer erscheint unter diesem Gesichtspunkt in vielen Fällen nicht notwendig. Um eine solche Fremdunterbringung zu verhindern oder um sie abzukürzen, haben wir daher die beiden folgenden Formen von familientherapeutischen Prozessen entwickelt.

Time-out

Ist die Situation in der Familie zu Beginn einer aufsuchenden Familientherapie so angespannt, dass sie eine weitere Eskalation erwarten lässt, schlagen wir vor, dass das betreffende Kind/der betreffende Jugendliche/die betreffende Jugendliche die Familie für einen Zeitraum von maximal drei Monaten verlässt und in einer entsprechenden Wohngruppe untergebracht wird. In der Zwischenzeit bis zur Rückkehr in die Familie analysieren wir zusammen mit den Eltern die häusliche Situation und entwickeln Schritte, die darauf abzielen das Verhalten der Eltern dem Kind/Jugendlichen gegenüber zu entwickeln. Ist dies ein Stück weit geschehen, kann das Kind zunächst für kurze Zeit (ein bis zwei Tage) in die Familie zurückkehren, um zu erproben, inwieweit die Eltern bereits in der Lage sind, Regie in diesen Situationen zu übernehmen. Diese „Besuche“ des Kindes/des Jugendlichen werden mit den Eltern ausgewertet und wenn sich zeigt, dass die Eltern dazu in der Lage sind, werden sie sukzessive ausgeweitet bis zu dem Punkt, an dem alle Beteiligten sich entschließen können, es wieder miteinander zu versuchen. Nicht nur die Eltern werden begleitet, sondern auch das Kind/der Jugendliche erfahren während dieser Zeit eine therapeutische Begleitung. Diese therapeutische Begleitung für Kind und Eltern wird auch nach der Wiedervereinigung der Familie fortgesetzt in der Regel über einen Zeitraum von neun Monaten, um eine Stabilisierung der familiären Situation sicherzustellen.

Rückführung

Befindet sich ein Kind/Jugendlicher in einer Wohngruppe oder ähnlichen Einrichtung und besteht auf Seiten der Eltern und des Kindes/Jugendlichen der Wunsch wieder zusammen in einer Familie zu leben, gehen wir diesen Prozess zusammen mit den Beteiligten schrittweise an. Auch hier kehrt das Kind zunächst für eine kurze Zeit in die Familie zurück, mit den Eltern werden diese „Besuche“ ausgewertet. Diese Auswertung führt gegebenenfalls zu Korrekturen im elterlichen Verhalten, die mit diesen entwickelt werden und diese entwickelten Schritte führen idealtypisch ebenfalls dazu, dass die Zeiträume, in denen das Kind/der Jugendliche wieder in seiner Familie leben kann ausgeweitet werden bis zu dem Punkt, an dem eine vollständige Rückkehr in die Familie allen Beteiligten als möglich erscheint. Erfahrungsgemäß beträgt dieser Zeitraum maximal drei Monate. Ist diese Rückkehr erfolgt, arbeiten wir mit Eltern und Kind an der Stabilisierung der Situation. Dies erfordert auch hier in der Regel weitere neun Monate.